Scotland WHW: Crianlarich - Tyndrum - Bridge of Orchy - Inveroran


Crianlarich - Tyndrum 10,5 km 



Befreit starteten wir also morgens gegen 9.00 Uhr und legten eine erstaunliche Tagesetappe von 24 km hin! Aber der Reihe nach:

Die Abkürzung, die uns wieder auf den West Highland Weg führen sollte, hatte es in sich. Wenn der Schotte von wet ground redet, dann meint er auch wet ground. Gut das wir entsprechend ausgerüstet waren.




Hatte so'n bisschen was von Harzer Landschaft, sehr matschig, außerdem regnete es ja bereits wieder seit Stunden. Der Aufstieg war schon ordentlich - unten trafen wir unsere drei Mädels, oben dann zwei Frauen aus der Schweiz, die im gleichen B&B wie wir genächtigt hatten. Selbige hatten wir bereits beim Frühstück gesehen. Wir sind dann ein Stück lang mehr oder weniger zusammen gelaufen.









Das 1. Teilstück führt durch das Strath Fillan, hier gibt es tatsächlich mal keinerlei Schwierigkeiten und - wohl auch bedingt durch unser nur noch 8-10kg schweres Gepäck - wir fühlten uns vogelfrei :-)) Die Landschaft um uns herum war einfach klasse - zwar störte die A82 doch ein wenig aber im großen und ganzen konnte man sie ganz gut ausblenden. 





Man kommt überquert den River Fillan und kommt an der Kirkton Farm vorbei - hier hat man einen schönen Blick auf die Berge von Crianlarich… so es denn nicht so grau in grau und regnerisch ist wie bei uns… hier haben wir auch die ersten Hochlandrinder gesehen… zotteliezottela… 















An den Farmgebäuden vorbei kommt man zu den Überresten der Kapelle des Heiligen Fillan - selbiger kam im 8. Jahrhundert in diese Gegend und brachte die Bewohner zum christlichen Glauben. Ein ebenso alter Friedhof liegt etwas oberhalb.





Weiter ging es zur Auchtertyre Farm, die ebenfalls so wie die Kirkton Farm eine staatliche Versuchsanstalt ist. Immer wieder muss man die Weidentore öffnen und schließen oder eben überklettern… mittlerweile kein Problem mehr für uns. Große Teilstücke ließen tatsächlich das Gefühl aufkommen, wir befinden uns in Hohegeis und nicht in Schottland. Egal… wir genossen die Einsamkeit.









In Tydrum angekommen goss es immer noch aus allen Eimern. Wir haben uns dann erstmal mit heißer Suppe und Kaffee gestärkt - ja klar, mussten natürlich mal wieder die Klamotten wechseln… so langsam riecht es schon… und nach einer guten Stunde ging es dann weiter.


Tyndrum - Bridge of Orchy  11,2 km

Das nächste Teilstück verlief größtenteils auf einer alten Autostraße, bei der es sich ursprünglich um eine Militärstraße aus dem 17. Jahrhundert handelte. Anfang war diese noch asphaltiert aber schon bald ging sie in eine Art Schotterweg über. 


Der Weg verläuft zunächst an der Westflanke des Bein Odhar… tja und hier passierte es. Frau musste mal aber auch sowas von dringend - es gab kein Halten mehr und sie musste sich - umgeben von neugierigen Blicken umherstehender… nein, nur Schafe :-)) erleichtern. Okay Lilly im Death Valley - Marina in Schottland. Passiert halt. Die Suppe hatte durchschlagende Wirkung.










Autoentsorgung auf Highlander-Art, das Moos wird es schon richten...

Der Regen war auf dieser Etappe
ein ständiger Begleiter


Immer im Blick hat man den mächtigen Beinn Dorain, um dessen Südflanke auch der Weg zum letzten Teilstück verläuft.
























































...irgendwann am Ende der Strecke gelangt man an den Bahnhof von Bridge of Orchy und durch eine Unterführung gelangt man über eine Asphaltstraße an die A82, direkt gegenüber vom Hotel Bridge of Orchy.


















Bridge of Orchy - Inveroran    3,2 km  

Für uns ging es allerdings noch weiter, wir wollten unser heutiges Etappenziel Inveroran Hotel noch erreichen. Also ließen wir das Hotel linker Hand liegen (allerdings ein sehr schöner Zeltplatz, der dort angrenzt, alles ganz neu und sogar mit Sitzgelegenheit und Feuerstelle). Egal wir marschierten, was die Wanderschuhe hergaben und jetzt hieß es wieder mal steil bergauf… schnauf…




Der Berg, den wir hier bestiegen heißt Mam Carraigh - eine wunderschöne Aussicht hat man von hier oben. Inmitten dieser unberührten und gewaltigen Natur sieht man immer wieder kleine Steinhügel, die im Grunde genommen nichts anderes sind als Grabmale, aus einer Zeit, in der es noch keine Geburts- und Sterbeurkunden gab. Die Highlander legten für jeden gefallenen Mann einen Stein nieder und diese Steine türmten sich irgendwann zu Hügel.


Auch heute scheint diese Tradition noch aufrecht erhalten zu werden. An besonderen Stellen so scheint es, werde diese auch heute noch angelegt. Einen dieser Hügel betrachteten wir aus der Nähe. Entsprechend befestigt befand sich dort ein einlaminiertes Fotos eines Jungen, der 2011 im Alter von 20 Jahren gestorben war, auf der Rückseite persönliche Worte der Familie - das musste Frau erstmal verdauen… 



Wenn du inmitten der Highlands stehst, die Nebelfelder an den Bergen runter ziehen, diese Kontraste von saftig grün und dunkelblau der zahlreichen Seen, dazwischen die riesigen Schafherden… dann weißt du, du bist in Schottland. Ein Land voller Gegensätze und zu schön, zu besonders, um es in Worte zu fassen.

Okay, jetzt bin ich wohl etwas abgeschweift… aber es ist nicht übertrieben. 

Schon von Weitem können wir das Inveroran Hotel sehen… der Weg führt vom Gipfel langsam abwärts und es regnet immer noch oder schon wieder, ist jetzt eigentlich auch egal. Der zum Hotel gehörende Zeltplatz liegt ca. 250m weiter Richtung Victoria Bridge. Dort schlagen wir für diese Nacht unser Zelt auf. Total schön gelegen am Allt Tolaghan… zum Glück gibt's noch keine Midges - wie auch, ist ja viel zu kalt. 





Dann ging's zurück in die wirklich urgemütliche Walkers Bar. Hier haben wir dann etliche der uns bereits wohlbekannten Gesichter wiedergetroffen, nett Gespräch geführt und nach einer leckeren Suppe, einige Bierchen und Whiskyproben später unser morgiges Tagesziel besprochen. Ziel war ursprünglich eine 30km Etappe… zugegebenermaßen war die für uns ein wenig aus der greifbaren Nähe gerückt. Aber nachdem alle Anwesenden kund taten, morgen eben genau diese Strecke zu laufen, stand auch für uns fest, okay wir auch.

Leicht angedüselt gingen wir frohlockend Richtung Zelt… und was sehen wir, um unser Zelt herum, auf allen umliegenden Wiesen/Hügeln tummelte sich Deer. Leider in der Dämmerung nicht so richtig gut auf Foto zu bekommen - vielleicht lag's natürlich auch an den vorher zu uns genommenen Getränken… wer weiß das schon.




Die ganze Nacht prasselte der Regen auf unser schickes, rotes Zelt hernieder… und konnte ihm nix anhaben. 

Schottland 2022 25.06. Loch Lomond - Hadrianswall, North Umbrien, England

Ein kleiner Nachtrag von Gestern, wir sind gestern Abend doch noch ein Stückchen des West Highland Way's gelaufen. Die Erinnerung an die...